Die Drushba-Trasse, damals in den 1970er Jahren als größtes Freundschaftsprojekt der sozialistischen Wirtschaftsgemeinschaft (RGW) gepriesen, war ein knallhartes Geschäft. Und zwar nicht allein zwischen den als Bruderländer bezeichneten Staaten, sondern vor allem zwischen der Sowjetunion und der Bundesrepublik Deutschland – genauer gesagt zwischen der Ruhrgas AG sowie einem bundesdeutschen Bankenkonsortium mit dem Kreml.

Es gab Dollar-Kredite, Rohre, Baumaschinen und Kraftwerksanlagen aus dem Westen gegen russisches Erdgas. Und dazwischen wir – die Trassenbauer aus der DDR, die neben sowjetischen Bauleuten und denen aus Polen, Ungarn, der Tschechoslowakei, Bulgarien und Rumänien die damals längste Ferngasleitung der Welt vom Ural bis zur slowakischen Grenze bauten.

Was für die Funktionäre eine Propagandaveranstaltung war und für die Unternehmer ein Top-Geschäft, war für uns Trassenbauer in erster Linie ein Ausbruch aus der Enge des DDR-Alltags, ein Abenteuer im wilden Osten. Neben der schweren Arbeit unter Hitze und Staub, Regen und Schlamm, Schnee und Frost wurde auch gelebt, geliebt, ungezähmt gefeiert: gesoffen, getanzt, Unsinn verzapft.

Das und vieles mehr findet sich in diesem Buch. Protokollierte Gespräche mit Trassenbauern, die Jürgen Ast und ich 2006 für unsere TV-Doku „Honeckers Jahrhundertbau“ gemacht hatten, geben den Geschichten eine besondere Ebene. Auch Fragmente aus Stasi-Berichten und natürlich die vielen Fotos verleihen dem vorliegenden Buch die einzigartige Würze.